Gesunde Führung statt Burnout - vom starren Organigramm zum lebendigen Organismus
von Gastautor
Was unterscheidet gute von schlechten Unternehmen? Natürlich die Zahlen – könnte man meinen. Doch die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse sind das Produkt menschlicher Arbeit. Und die wird beeinflusst von der inneren Haltung der Vorgesetzten.
Führungskräfte beklagen sich einerseits über zu viel Arbeit und fehlende strategische Gestaltungsfähigkeit andererseits. Nach dem Motto: „schneller, höher, weiter“, liegt der Fokus auf der Optimierung des operativen Geschäfts. Doch aus Kostengründen werden freiwerdende Stellen nicht nachbesetzt, in Stoßzeiten wird maximal auf Zeit- oder Leiharbeiter zurückgegriffen.
Was ist die Folge? Die Mitarbeiter brennen aus und das Unternehmen verliert an Produktivität. Lebendigkeit und Veränderungsfähigkeit bleiben außen vor. Die Wahrnehmungsfähigkeit für das große Ganze geht im Hamsterrad der Effizienz verloren. Das Unternehmen krankt.
Können wir es uns leisten, dass Unternehmen einerseits sehr kostengünstige Produkte herstellen, ihre Mitarbeiter aber systematisch ausnutzen und sie unter einer schlechten Führung krank werden? Wenn es zu einer über die Belastungsfähigkeit gehenden Ausnutzung von Ressourcen, einer Monokultur nicht mehr angemessener Führungseigenschaften und einer Erosion der Werte kommt, darf sich niemand wundern, dass langfristig ganze Unternehmen ausbrennen. Und die Gesellschaft zahlt die Zeche.
Ist es gesellschaftlich vertretbar, wenn ganze Betriebe durch falsche Führung krank werden? Tatsache ist, dass mit wachsender Komplexität auch Angst- und Stresserkrankungen einhergehen. Bei einem Menschen mit Burnout-Syndrom würde ein ganzheitlich vorgehender Arzt physische und psychische Komponenten untersuchen. Sein Ziel wäre es, die Lebensfunktionen wiederherzustellen. Auf ein kränkelndes Unternehmen wird primär analytisch geschaut, es werden Kennziffern und Bilanzen geprüft. Es ginge aber auch anders. Nach dem Motto: „Arbeit macht Spaß oder krank“ wäre es dringend angeraten, auch Führung unter einem ganzheitlichen Konzept zu betrachten: Gesunde Unternehmen zahlen sich aus. [...]
Will man nun ein Unternehmen mit einem ganzheitlichen Ansatz diagnostizieren, beginnt dies mit einer Orientierungsphase. Es geht dabei gerade nicht um ein schnelles analytisches Verstehen von strategischen Implikationen des Geschäftsmodells, sondern darum, ein gemeinsames Verständnis für die IST-Situation zu entwickeln. Die unterschiedlichen Erwartungen der Mitarbeiter, der Abteilungen, des Managements und auch der Kunden müssen geklärt werden. Dazu ist eines extrem wichtig: Zuhören. Doch Zuhören kostet Zeit. Führungskräfte können durch Reflexion und Wahrnehmungsschärfung wieder an den eigenen persönlichen Kern andocken, um authentisch Führen zu können – sich und andere. Nur wer im Einklang ist mit sich selbst, dem gelingt es, andere mit Inspiration zu Führen.
Im Team müssen wichtige Fragen erörtert werden: Haben wir eine gemeinsame Ausrichtung? Haben wir den Blick für das Wesentliche? Ist unser Geschäftsmodell morgen noch tragfähig? Ist unser Führungsstil zukunftsfähig und nachhaltig? Das herkömmliche Messen, Analysieren und Bewerten reduziert den Blick auf die Sachebene. Reparieren lassen sich nur Maschinen. In Unternehmen jedoch menschelt es. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, ein Unternehmen nicht nur auf technische Aspekte hin zu betrachten, sondern ganzheitlich.
Weiche Faktoren müssen in die Gesamtbilanz einbezogen werden. Die Ergebnisqualität von Teams korreliert mit dem Führungsstil des Chefs und des Managements. Fachliche Aspekte als alleinige Qualifikation reichen für eine erfolgreiche Führung nicht aus. Vielen Führungskräften mangelt es an kommunikativen Fähigkeiten, sie sehen eher die Last als die Lust auf Führung, die sie mit all den auf sie zukommenden Mitarbeitergesprächen verbinden. Zum Thema Leadership der Zukunft kommt es jedoch auf folgendes an: Auf visionäre Gestaltungskompetenz, ganzheitliches Führungsverständnis, emotionale und soziale Intelligenz, Begeisterungsfähigkeit, Motivations- und Kommunikationsfähigkeit, Sinnstiftung und Bildungsfähigkeit von Verantwortungsgemeinschaften - sie alle sind als persönliche Soft-Facts genauso wichtig wie die Hard-Facts.
Das neue Buch von Jörg-Peter Schröder: Gesunde Führung statt Burnout - vom starren Organigramm zum lebendigen Organismus (steinbach medien network), das April 2013 erscheint, erhält auch jeder Teilnehmer von GESUNDE FÜHRUNG.