inspirato Pharmamarketing - ein Kongress mit vielen Facetten
von Gastautor
erschienen in: Ausgabe Nr. P 25/16 | Düsseldorf, 21. Juni 2016 | 39. Jahrgang | ISSN 1431-3405
Auf den Kongress zu Marketing-Themen aus der Arzneimittel- bzw. Pharmawelt haben wir (als Mediapartner des Veranstalters) einige Hinweise abgedruckt. Am vergangenen Montag und Dienstag rollte das Team um Projektleiterin[ Stefanie Kurz und Geschäftsführerin Franziska Thiele, inspirato Konferenzen, nun die Teppiche des mondänen Kempinski Hotel Frankfurt Gravenbruch aus. Der Veranstalter beschreibt sich selbst als „spezialisiert auf Fachkonferenzen für Führungskräfte unterschiedlicher Branchen.“ Gerade bei dieser Pharma Marketing-Veranstaltung wird die Fokussierung auf Industriethemen sehr deutlich. So beschreibt Beverley Law, Managing Director einer britischen Agentur, Marken- und Kommunikationstrends aus dem OTC-Sektor auf der Insel. Dr. Oliver Freichel, Global Vice President CHCBusiness Development & Strategy Rx to OTC Switches von Boehringer Ingelheim erläutert, wie Boehringer International das OTC Geschäft betreibt. Die Geschäftsführer Dr. Traugott Ullrich, Dr. Wilmar Schwabe/Karlsruhe und Dr. Clemens Fischer, Pharma FGP, diskutieren, warum sich Online-Marketing für Pharma bis dato nicht rentiert und warum man besser alle Aktivitäten aus Patientensicht betrachten sollte. Dazwischen werden die Wettbewerbsbeiträge für den inspirato Pharma Marketing Award eingestreut, dessen Verleihung am Abend stattfand. (die Preisträger finden Sie auf der inspirato-Homepage).
Am zweiten Konferenztag stellte sich Nestlé, der weltweit größte Lebensmittelhersteller, mit seinen Absichten und Zielen für den Gesundheitsmarkt vor. Der weitere Verlauf ist von Zukunftstrends und der Digitalisierung als Treiber des Marktes geprägt.
Jeder Kongressbesucher hat andere Schwerpunkte, auf die er sich konzentriert. So sind für 'markt intern' die apothekenrelevanten Ansätze und Ausblicke im Programm einer Veranstaltung stets das erste Auswahlkriterium. Vor diesem Hintergrund fiel der erste Beitrag zu internationalen Perspektive von Marken und Kommunikation aus Großbritannien schon mal durch. Das heißt aber nicht, dass die Vortragenden oder das Thema schlecht gewesen wären.
Besonders hervorzuheben ist der Beitrag von Dr. Traugott Ullrich: Er betrachtet die sogenannten Blockbuster-Arzneimittel als Auslaufmodell. Aktuell stiegen die OTC-Werbeausgaben insgesamt – so stark, dass Radio-Werbung als Überdruckventil für anderweitig kaum noch zu platzierende Ausgaben diene – obwohl Print ein Revival feiere. Und er lobt ausdrücklich die Strategie von Bionorica: Das Unternehmen habe viel Geld investiert, um sich nachhaltig zum Freund der Apotheken zu machen. Anschließend stellte er auch einen strategischen Fehler dar: Warum erhöhen Unternehmen die Arztaußendienstkapazitäten massiv und zugleich die Endverbraucherwerbung, die stets zu weniger Verordnungen führt? Ullrich empfiehlt einen erheblich pragmatischeren Weg: "Sprechen Sie mit den Kunden, um den Entscheidungsweg der Patienten zu verstehen!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Eine Überraschung bietet auch der Vortrag von Dr. Clemens Fischer: Den Titel „Warum sich Online-Marketing für Pharmaunternehmen nicht rentiert“ hätten wir von ihm, der sich intensiv mit der Online-Welt beschäftigt, nie und nimmer erwartet. Fischer stellt das Nutzungsverhalten gerade der älteren[ Bürger, die auch Geld für die Gesundheit ausgeben können, zunächst einmal positiv dar. Allerdings zeigt er dann auf, wie viele Klicks ein Unternehmen wie teuer bezahlen muss, um dann 'an guten Tagen' eine dreiprozentige Kaufrate zu erzielen. Deshalb lautet sein Fazit: „Online-Marketing ist ein vielversprechendes Medium mit vielen Tools … das sich in punkto Rentabilität für Pharmaunternehmen aber noch beweisen muss.“
'mi'-Fazit: Der inspirato Pharma-Marketing-Kongress richtet sich vornehmlich an die Marketingentscheider der Hersteller. Das Programm weist einige hervorragende Beiträge auf, manche Vorträge greifen leider allein der abendlichen Preisverleihung vor Veranstaltungsort und das inspirato Orga-Team mit Projektleiterin Stefanie Kurz und Geschäftsführerin Franziska Thiele haben Lob verdient – es lief alles wie am Schnürchen.